Brennereien wie Bruichladdich, Deanston und die 1997 nach 10 jähriger Einmottung wieder auferstandene Benromach Distillery haben in den letzten Jahren aufgrund ihrer Bio-Whiskies einiges an Aufmerksamkeit eingeheimst. Hierbei rühmt man sich, dass die Herstellung des schottischen Exportschlagers von der Gerste bis zur Abfüllung in die Flaschen von der ‘Organic Food Federation’ überwacht und zertifiziert werden.
Wie viele Industriezweige versucht auch die Whiskyindustrie in Schottland gegenwärtigen Umwelt-Bedenken gerecht zu werden und sich im Bio-Mainstream einzurichten. Dabei hatte die Whiskyproduktion schon immer den Ruf, ein umweltfreundliches Gewerbe zu sein. Nicht nur kommt Whisky mit drei einfachen Zutaten aus – Wasser, Hefe und Gerste – gerade die “reinen” lokalen Produkte in Verbindung mit der Schönheit der einheimischen enigmatischen Landschaft sind die Hauptgründe für die Erfolgsgeschichte und Verführungskraft des Kultgetränks. 1904 schlossen sich die Whiskybrenner in der kleinen Speyside Stadt Rothes zur “Combination of Rothes Distillers Ltd” zusammen, um die Wiederverwertung ihrer kollektiven Produktion von Pot Ale (bierähnliches Zwischenprodukt bei der Whiskyherstellung) zu ermöglichen. Bis heute gibt es bei der Whiskyherstellung kaum nennenswerten Abfallprodukte. Alles wird wiederverwertet, selbst der bei der Destillierung entstehende Nachlauf (Feint), der aufgrund seiner Unreinheiten als Alkohol nicht verwendet werden kann, wird wieder zurück in die Brennblasen geleitet und mit dem neuen Destillat vermischt. Das einzig wirkliche Abfallprodukt, die Getreiderückstände (Draff), die im Maischebottich zurückbleiben, nachdem die Würze (Wort) abgezogen ist, werden zu Tierfutter weiterverarbeitet.
In manchen Brennereien wird sogar die beim Destillieren entstehende Wärme für die umliegende Gemeinschaft genutzt. So beheitzt die Bowmore Distillery auf der mal sanft verträumten, mal sturmgepeitschten Hebrideninsel Islay das örtliche Schwimmbad. Die Glen Garioch Distillery, die als eine der ersten Brennereien in Schottland von Kohle auf Erdgas umstellte, leitet ihre Abwärme in Gewächshäuser, um Gemüse anzubauen. Und die Deanston Distillery, die 1965 in einer alten Baumwollmühle eröffnet wurde, generiert ihren Strom mithilfe einer Wasserturbine im nahgelegenen River Teith und speist sogar überschüssige Energie ins örtliche Stromnetz ein. Die Bruichladdich Distillery auf Islay schließlich nutzt sauerstoffreie Fermenter, die Pot Ale in Methangas umwandeln, das dann wiederum verbrannt wird, um Energie zu gewinnen. Selbst der Behemoth Diageo, der weltweit größte Spirituosenkonzern, der mehr als 28 Brennereien in Schottland besitzt, plant £65 Mio. in seinen Betrieb in Cameronbridge in Fife für ein Bioenergie-Programm investieren. Dieses soll bis zu 80% der benötigten Energie bereitsstellen.
Auch bei der Reifung der Whiskies in Eichenfässern wird recycled. Während die Whiskyfässer in Amerika nur einmal befüllt werden dürfen, importieren die Schotten die ausrangierten Fässer und befüllen sie bis zu 4 Mal wieder. Dies hat natürlich weniger ethisch-unweltfreundliche als vielmehr geschmacklich-pragmatische Gründe. Und auch in Sachen “carbon footprints” durch die Distributierung der Güter durch alle Herren Länder und Verpackungs-Extravaganzen gibt es in Schottland noch einiges zu verbessern.